26
Sep
2011

Tagebuch nach Claudia von Werlhof und Alice Miller

nach: http://www.graswurzel.net/332/uni.shtml

Das sieht in der Wirklichkeit so aus:

"Kann ich Ihnen helfen?" Ich überlege. Was ich sagen kann und wie ich es sagen kann, wenn ich es weiß. Sanft sage ich, mich neben sie niedersetzend: "Ja, diskutieren Sie mit mir über das Buch "West-End" von Claudia von Werlhof", das ich ihr zeige, nachdem ich es aus der Tasche geholt habe.

Als ich angefahren komme im alten Kromschröder-Fabrikgelände, ein bisschen dort gucke, ein bisschen da stehen bleibe, sitzt sie auf der Decke, lange braune gewellte Haare, und sie mit meiner Energie einhüllte, die sie für ihren Genuß benutzt zu ihrem indischen Studienkollegen, der brav auf der Bank sitzt, während sie auf einer Decke mit kurzen Shorts im Gras sich räkelt.

Mir entgegensehend beim da und dort kreisend, lächle ich sie an: "Kann ich Ihnen helfen?" Ich überlege. Was ich sagen kann und wie ich es sagen kann, wenn ich es weiß. Sanft sage ich, mich neben ihr niedersetzend, das Buch "West-End" aus der Tasche ziehend, ihr zeigend: "Ja, diskutieren Sie mit mir, über das Buch von Claudia von Werlhof" naiverweise glaubend, dass ihr als Frau wenigstens der Titel geläufig ist. "Um was geht es da?" "Um eine andere Gesellschaftsform im Umdenken des räuberischen Wirtschaftskapitalismus, der die Natur ausbeutet." "Ok, sagt sie, "und was hat das mit mir zu tun?" "Es geht um eine matriarchale Denkform, die die drängendsten Probleme lösen kann, entgegen dem Patriarchalismus." Sie sagt: "Ich studiere Ingenieurin. Was ist das Patriarchalismus, habe ich noch nie gehört." Ich bin fassunglos. "Was ist ein Patriarch, was macht der, wie äussert sich der?" fragt sie. Ich sage: "Es ist dies eine Politik der Gewalt, des Gehorsams, der Unterwerfung, der Herrschaft und einer gnadenlosen Tötungsmaschinerie. Es ist die Welt des Mannes." Sie lacht. "Also ich", sagt sie, "mache da andere Unterschiede. Es ist eine Welt des Denkens, und das macht den Unterschied." "Eben" sage ich "Männer ticken anders wie die alten Frauen, wie eine matriarchale Gesellschaft. Eine matriarchale Gesellschaftsform ist basisdemokratisch orientiert, libertär, also gewaltlos und herrschaftsfrei. Dass gerade Sie als Frau so denken, zeigt mir, dass sie vom Einfluss des Patriarchats umhüllt sind." Sie schaut mich skeptisch an, auch zornig. Ich frage, was Sie als Ingenieurin tun muss: "Ich prüfe und stelle Komponenten her, die gebraucht werden in Autos." "Sind Sie sicher" frage ich "ob diese Autos umweltgerecht hergestellt sind und mit erneuerbaren Energien ausgerüstet sind, vielleicht Elektro-Autos sind." "Da werde ich wohl keinen Einfluss drauf haben", so sie. "Und wo, ausser in Autos" frage ich weiter "werden Ihre Teile noch gebraucht? Etwa auch in U-Booten des Militärs?" "Auch in U-Booten des Militärs" sagt sie. "Und diese Maschinen werden gebraucht für das Töten." "Das zeigt, dass das ausschliesslich von Männern beeinflusst wird, welchen es um Macht und Töten geht." Sie wird zum ersten Mal nachdenklich:"Dann werde ich wohl überlegen müssen, was ich tue." Wird aber sogleich wieder zynisch und sagt: "Wir kommen aber trotzdem nicht auf einen grünén Zweig, ich denke ganz anders." Ich sage, das ist jetzt zynisch. Sie bestätigt es: "Und jetzt werden Sie sagen, das sei nicht matriarchal." "Nein" sage ich, "das ist einfach die Wolfssprache und zerstört jedes Gespräch. Es ist eine Kommunikation des Rechthabens, welche Nähe und Gemeinschaftsgefühl zerstört - eben matriarchales Denken - Authentizität zerstört, und eine Gefühl der Einsamkeit und Grandiosität hinterlässt. Es ist keine Sprache des Herzens dieser Erde." Sie wird unsicher. Ich sehe ihr an, dass es nicht weitergeht. Sie blockt. Sie ist nun sicher in ihren Denkblockaden. Das Gespräch ist beendet. Ich kann nichts anderes tun, als aufstehen und zu gehen - obwohl ich nonverbal fühle, dass ihr indischer Freund will, dass ich bleibe. Er hat das Gespräch interessiert verfolgt, obwohl er nur englisch spricht.


In den alten langen Güterbahnhofhallen ist inzwischen ein Fotograf tätig für die neoliberalen patriarchalen kapitalistischen privatisierten Müssiggänger älterer Jahrgänge und stellt Lolita-Aufnahmen mit einem entsprechend aufgeputzten Modell her in entsprechender Kulisse. Wo früher Güterzüge gewartet wurden, entstehen jetzt Sex-Bilder für die gierige Wirtschaftsindustrie, die alles zu Geld macht.

Gerüchte und Klatsch verbreiten sich und die Türken sind allgegenwärtig, laufen zwischen den Lolita-Aufnahmen hin und her, sind die nächsten, die sie drannehmen: "Loch ist Loch", währenddessen ein Türke mit einem Luftgewehr Schiessübungen machend auf eine Scheibe schiesst jedesmal wenn Leute hinter der Scheibe vorbeifahren.

"Wegen der Tauben" sagt er "die fliegen in mein Lager rein". Ich habe noch nie gesehen, dass Tauben durch die Hallen fliegen. Schon gar nicht, wenn dadrin gearbeitet wird.

Man könnte was machen aus dem Gelände, eine andere Kultur und Gesellschaftsform aufbauen, ein grosses Zentrum der Basisdemokratie, welches die Probleme lösen kann, fernab vom Raubtierkapitalismus.
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