28
Sep
2011

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aus: DIE VISION VOM GANZEN UND HEILEN

Eine Vision vom Zusammenhang allen Lebens
von Wolfgang Fischer aus: http://www.mensch-sein.de/

Ohne Kenntnisnahme und Analyse der umfassenden Dimensionen des über 5000 Jahre alten patriarchalen Projekts (1) bleibt das anthropologische Rätsel ungelöst, bleibt die Frage nach dem ‚warum handeln Menschen gegen ihre ureigenen Überlebensinteressen?‘ unbeantwortet, was in der Folge den globalen Holocaust wahrscheinlich werden läßt.

Der Wahnsinn der Normalität (2) ist die Konsequenz eines manichäischen schwarz-weiß Denkens, letztendlich ist dieser Wahnsinn Ausdruck der intellektuellen und rein fiktiven Abspaltung des Todestriebs vom Lebenstrieb(3). Allein der von der Verbundenheit des Seins entfremdete Mensch ist dazu bereit, für den Fortbestand des Kapitalismus als finale Folge des Patriarchats sein eigenes Leben mitsamt dem von Mutter Natur dem Mammon zu opfern.

Die heutige Ethik droht das ‚anthropologische Rätsel‘ aus dem Auge zu verlieren. Solange sie es fatalerweise einfach aus der Wahrnehmung ausblendet, kann sie zu keiner Lösung beitragen. Die Spaltung des Menschen in Gut und Böse bleibt unhinterfragt, sie wird als ‚naturgegeben‘ kaum thematisiert. Das Hintergründige und Abgründige des „Kulturprozesses“ des Patriarchats wird von noch zu wenigen Wissenschaftlern thematisiert. Die eigentliche Menschlichkeit verliert sich im Spannungsfeld komplexer und sekundärer Interessen.

Von daher kann sich heute die destruktive Dynamik einer Nekrophilie schier ungebremst als Neue Weltordnung präsentieren. Im Vergleich zur mordenden Arroganz der Entscheidungsträger moderner Gesellschaften erscheint selbst das wildeste Tier als völlig harmlos.

Die Zunahme an Lieblosigkeit läßt sich wie ein roter Faden von den Mongolenstürmen über die Vernichtung der indigenen Bevölkerungen des Planeten, das Ausrotten der Wissenschätze von der Wirkungsweise der Natur durch die vor allem für Frauen tödliche Inquisition und das fabrikmäßige Töten der Juden durch die Nationalsozialisten bis hin zur systematischen Ausbeutung von Mensch und Natur durch die konzerngesteuerte Globalisierung verfolgen.

Der Mangel an Empathie hat die Notwendigkeit einer Befriedigung des menschlichen Sozialtriebs in seiner globalen Dimension bislang kaum denkbar werden lassen: die Existenz und vitale Notwendigkeit des menschlichen Sozialtriebs geht unter im Schwindel erregenden Irrtum einer fatalen Überhöhung individuellen „Glücks“. Das Irrige solcherart Geisteshaltung blendet die Verbundenheit allen Seins einfach aus. An Stelle von Solidarität herrscht Ellenbogenmentalität. An Stelle von natürlicher Freude und Fülle herrschen instrumentalisierte Angst und Mangel. An der Stelle von Gesundheit herrscht Krankheit. An Stelle von Frieden herrscht Krieg.

Rufen wir uns das großartige Lebenswerk des Philosophen, Soziologen, Psychoanalytikers und Humanisten Erich Fromm (4), der den Begriff „Biophilie“ geprägt hat, in Erinnerung und bekennen wir uns zu dieser Liebe am Leben! Zusammen mit Wilhelm Reich, vielen anderen Wissenschaftlern und einem Großteil der indigenen Völker aller Zeiten überall auf der Welt war sich auch Erich Fromm ganz im Gegensatz beispielsweise zur weit verbreiteten Lehre von Sigmund Freud darüber im vollkommen im Klaren, dass der Lebenstrieb die einzige autonome Lebenskraft im Kosmos ist. Diese ist von Natur aus kreativ. Fehlleitende Bestrebungen und Gelüste sind, wie die Geschichte lehrt, untrennbar mit dieser Zivilisation verbunden, die ein allgemeines Wohlergehen verhindert. Sie sind sekundärer Natur, d.h. sie sind bloße Folge entfremdeten menschlichen Denkens und tiefgründig unmenschlicher Lebensweisen. Diese sind niemals zu befriedigen und führen folglich zu der bekannten Unersättlichkeit der betroffenen Menschen, deren Nationen und Kulturen. Gewalt, Mord und Selbstmord, Krieg und Zerstörung der Lebensgrundlagen sind ein nicht mehr zu verleugnender Beweis.

Angesichts der kannibalistisch anmutenden Tendenzen ist es genau dieses Leugnen, das sich heute im Dienste des Kapitals quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche hindurch anschickt, über lange Zeiträume hinweg teuer erkaufte soziale Errungenschaften ans Messer eines unersättlichen Marktgottes auszuliefern.

Eine Ethik, die ihrer Aufgabe gerecht werden will, darf sich der Komplexität dieses Themas nicht verschließen und sie darf auch nicht vor systemverändernden Forderungen zurückschrecken! Eine wahrhafte Ethik wird sich aus den totalitären Fängen der Machtstrategen befreien und sich klar auf die Seite des Lebens schlagen. Diesen Emanzipationsprozeß können wir alle, denen das Leben lieb und wert ist, unterstützen und fördern, indem wir uns engagieren und unsere Meinungen dort kundtun, wo wir uns betroffen fühlen (5). Überlassen wir die Ethik nicht länger nur den wissenschaftlichen Spezialisten der Universitäten, sondern beweisen wir einfachen Menschen uns als die eigentlichen Förderer einer Sittenlehre und Lebensführunng, die weder käuflich, noch irgendeinem Zeitgeist unterworfen sind.

Fußnoten:

(1) - Claudia von Werlhof, „Ökonomie, die praktische Seite der Religion" - Wirtschaft als Gottesbeweis und die Methode der Alchemie - Zum Zusammenhang von Patriarchat, Kapitalismus und Christentum, in Ursula Marianne Ernst, Luise Gubitzer, Angelika Schmidt (Hg): Frauen,Forschung und Wirtschaft, Ökonomie M(m)acht Angst, Band 7, Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften, 1997
- Claudia von Werlhof, Patriarchat als ‚alchemistisches System'. Die (Z)Ersetzung des Lebendigen, in Maria Wolf (Hg): Optimierung und Zerstörung. Intertheoretische Analysen zum menschlich Lebendigen, Sozial- und Kulturwissenschaftliche Studientexte Band 3, Studia Universitätsverlag Innsbruck, 2000
- Claudia von Werlhof, „Schöpfung aus Zerstörung?" Die Gentechnik als moderne Alchemie und ihre ethisch-religiöse Rechtfertigung, in W.Baier (Hg): Gentechnik, Einführung und Kontroversen, Graz 1997
- Claudia von Werlhof, The Interconnectedness of All Being: A New Spirituality for a New Civilization, 2007 (pdf)
- Claudia von Werlhof, Capitalist Patriarchy and The Negation of Matriarchy - The Struggle For a "Deep" Alternative, 2007 (pdf)
(2) - Arno Gruen, Der Wahnsinn der Normalität - Realismus als Krankheit, eine Theorie der menschlichen Destruktivität, dtv 1999
(3) - Bernd Senf, Die Wiederentdeckung des Lebendigen, Erforschung der Lebensenergie durch Reich, Schauberger, Lakhovsky u.a., Omega, 2003
- Javier Lajo, Qhapaq Ñan: La ruta INKA de sabiduría (englisch / spanisch)
(4) - Erich Fromm, Lebenswerk
(5) - Kurt Singer, Zivilcourage wagen - Wie man lernt, sich einzumischen, Ernst Reinhardt Verlag, Neuausgabe 2003

weitere Beiträge: http://emanzipationhumanum.de/deutsch/alles.html und http://mensch-sein.de
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