27
Sep
2011

Abbruch der Schweigemauer Teil 3

aus: http://www.alice-miller.com/bucher_de.php?page=7

Er wurde für etwas verurteilt, was er nicht getan hat. Für den Inhalt dessen, wessen er schuldig geworden sein soll, ist er unschuldig. Das Mädchen - eine beginnende Frau ohne jede Lebens- und Konflikterfahrung, ohne Gefühlserfahrung, ohne liebevolles Einüben der Sexualität, ein Mädchen, das schon früh rationalisieren musste, um zu überleben - sich selbst beschuldigend schämend für das, was ihr angetan wurde - musste eine aus ihrer Sicht dramatische Situation schildern, die aber den Kernpunkt, was wirklich vorgefallen ist, und welches mit starkem Ekelgefühl verbunden ist, gar nicht berührt, da dieser abgespalten werden musste. Das Mädchen wurde durch eine perverse Mutter in ihrer Kindheit überfordert und in Situationen gebracht, für die die Entwicklungsstufe des Kindes nicht vorbereitet war. Ein Trauma entstand.

Er wurde verurteilt für Sexuelle Nötigung.

Ich nenne dies - so wie er es mir schilderte - sexuelle Gewalt. Sie ist 19 Jahre alt. Er ist verurteilt worden auf Bewährung aufgrund der Schilderung, die das Mädchen vorgebracht hat, wobei sie sich in Widersprüche verwickelte und die Anzeige zurückziehen wollte. Bei der Verhandlung war allen "Freunden", klar, dass da etwas nicht stimmen konnte. Aber es war nicht greifbar. Alle sagten, das Mädchen ist schuld, weil da Widersprüche sind und dies sowieso nicht stimmt, weil er so nicht ist.

Wie er wirklich ist, weiß ich nicht. Aber nicht, weil er nicht die Wahrheit sagte, wie es gewesen ist, sondern es ist deshalb grausam und nicht entschuldbar, weil er nicht die Verantwortung übernimmt und weiter auf dem Posten sitzen bleibt, den er ausübt. Schlimmer ist, dass er unverantwortliche, skrupellose Freunde und Freundinnen hat, die ihn in der Lüge unterstützen und dann auch noch dem Mädchen einen kriminellen Charakter unterschieben wollen. Dies geschieht so, weil er diesen auch nicht die Wahrheit erzählt hat, was geschehen ist.

Es ist Sexueller Inzest vorgefallen.

Dafür sind 8000€ Strafe zuwenig. Angemessen wären €30.000. Und zwar aus dem Grunde, weil das Mädchen das ganze Leben vor sich hat und eine gesunde Basis aufbauen muss. Ihr Leben als Frau wird nicht mehr so verlaufen, wie das normal wäre. Die eigentliche Schwierigkeit wird sie bekommen, wenn sie erwachsen ist, und ihr Inneres sich nicht mehr erinnern kann. Dann wird ihr die Schuld gegeben werden, wenn sie im Wiederholungszwang sich von vermeintlichen "Fehlern" ihrerseits befreien, wenn der Täter nicht mehr erinnert wird. Die Täter der ersten Vergangenheit, die Väter, Brüder, Onkels und dieser Täter.

² Der latente Inzest herrscht in Familien, in denen eine ungesunde Atmosphäre herrscht, erzeugt aus zweideutigen Blicken, zufälligen Berührungen, sexuellen Anspielungen. In diesen Familien sind die Schranken zwischen den Generationen nicht deutlich gezogen; es gibt keine Grenzen zwischen dem Alltagsleben und speziell Sexuellen. Es handelt sich strenggenommen nicht um Inzest, sondern um das, was der Psychoanalytiker P.-C. Racamier das Inzesthafte genannt hat: "Das Inzesthafte, das ist ein Klima, wo der Wind des Inzests weht, ohne daß Inzest stattfände." Das ist es, was als softer Inzest genannt wird. Es gibt nichts juristisch Angreifbares, aber die perverse Gewalt ist da, ohne sichtbare Merkmale.
Da ist eine Mutter, die ihre zwölfjährige Tochter vom sexuellen Versagen ihres Mannes erzählt und seine Eigenschaften mit denen ihrer Liebhaber vergleich.
Da ist ein Vater, der seine Tochter regelmäßig bittet, ihm als Alibi zu dienen, ihn zu begleiten und im Auto auf ihn zu warten, wenn er seine Geliebte besucht
Da ist eine Mutter, die ihre vierzehnjährige Tochter bittet, ihre Genitalien zu untersuchen und nachzusehen, ob sie nicht rote Flecken habe: "Schließlich kennen wir uns, wir sind unter Frauen."
Da ist ein Vater, der die Kameradinnen seiner achtzehnjährigen Tochter verführt und sie in ihrer Gegenwart liebkost.

Diese Verhaltensweisen führen zu einem gefährlichen Klima
geheimen Einverständnisses. Die Schranken zwischen den Generationen werden dabei nicht respektiert, die Kinder werden nicht an ihrem Platz als Kinder belassen, sondern einbezogen als Zeugen des Sexuallebens der Erwachsenen. Dieser Exhibitionismus wird oft dargestellt als eine Art und Weise, modern zu sein, "in"


Das Opfer kann sich nicht wehren; wenn es revoltierte, würde man sich lustig machen: "Was bist du verklemmt!"

Es ist also gezwungen, sich selbst zu verleugnen - eine Geschichte aufzutischen, die so nicht stattgefunden hat, aber trotzdem zu dem für sie schrecklichen Trauma geführt hat, und, will es nicht verückt werden, Prinzipien zu akzeptieren, die es zunächst als unsittlich empfunden hat. Auf paradoxe Weise kann es geschehn, daß diese großzügige Haltung mit anderen, strengen Erziehungsgrundsätzen koexistiert, zum Beispiel der Bewahrung der Jungfräulichkeit der Tochter.

Die Herrschaft des perversen Einflusstes hindert das Opfer, die Dinge deutlich zu erfassen und ihnen ein Ende zu machen.


Und genau das ist hier vorgefallen und noch mehr.:

Das ist doch normal zwischen Mann und Frau. Zwischen Mann und Frau im Sinne der Eigenverantwortlichkeit und gegenseitigen Einverständnis wohl schon. Aber nicht bei einem Mädchen mit 19 Jahren, welches in leicht bekleidetem Zustand auf einem Parkplatz morgens um drei Uhr steht, weit und breit kein anderes Auto und offensichtlich verwirrt ist und HIlfe braucht, morgens um drei Uhr. Auf die Frage, wo sie denn hin will, antwortet sie:"Nach Bielefeld." Morgens um drei Uhr, es ist kalt, fast nackt, auf einem halb beleuchteten Parkplatz, nach Bielefeld? Da muss doch ein "Sozialarbeiter" und Kulturschaffender wie er, eigentlich merken, dass da etwas nicht stimmt. Dass dieses Mädchen HIlfe braucht, dass es evtl. gerade ganz knapp einer Vergewaltigung entkommen ist und deshalb verwirrt ist. Aber vielleicht stimmt es ja, vielleicht wollte sie wirklich nach Bielefeld, weil sie dort eine Tante oder eine Oma hat, die ihr helfen kann, die sie tröstet und ihr die schlimmsten Träume nehmen kann.

Da kommt also dieser 31-jährige Mann angefahren, von einer GOA-Party - das ist ein Mittelding zwischen selbsterklärender patriarchal gedeuteter Spiritualität mit ganz viel Esoterik und dem immer gleichen Rhytmus in der Musik, um sich mittels Trance in ein höheres Bewusstsein der All-Liebe, Nächstenliebe, des Allseins mit allen Menschen, Tieren, Pflanzen usw. emporzuschwingen, wenigstens für den rauschigen Moment. Er kommt also von dieser Party, muss sich etwas ausschlafen, gerade auf diesem Parkplatz und da steht dieses Mädchen. Allein. Leicht bekleidet. Was ihm sofort auffällt. Es ist kalt draussen. Er hat die Heizung laufen

Er fragt sie, was los ist, ob er ihr helfen kann. Lädt sie ins Auto ein, weil es kalt ist. Er lädt sie ins Auto ein, weil es kalt ist, macht die Heizung an. Sie friert. An die Füsse. Er sagt, du musst die Schuhe ausziehen, damit sie warm werden. Sie tut es. Er nimmt ihre Hand, um sie zu streicheln, wie er sagt. Die Hand ist ganz kalt. Sagt er. Darf er das überhaupt? Hat sie gesagt, bitte nimm meine Hand, mir ist kalt, ich brauche Trost und Zuwendung. Hilf mir. Erlaubt sie das überhaupt? Ich glaube eher, dass sie starr vor Schock ist, dass sie weder Worte für dieses Geschehen hat noch für das, was ihr gerade geschehen ist.

Wieso holt er nicht übers Handy Hilfe, wie es seine Pflicht gewesen wäre? Wieso bietet er dem Mädchen nicht sein Handy an, damit es jemanden anrufen kann, wenn er Bedenken hat, dass er sich selbst belastet, wegen seiner unverantwortlichen Autofahrt. Unverantwortlich deshalb, weil er damit auch andere Autofahrer in Gefahr bringt. Wegen ihm hätten können andere unschuldige Menschen sterben können. Das alles sieht er nicht, will er nicht sehen. Er sieht nur sich. Er sieht sich auch immer noch selbst, auch wenn ich ihm das sage, wie ich das sehe, wie die Situation ist. In seinem Kopf ist ebenso das Lösungs-Problem, statt die Problem-Lösung. Er ist Teil des Problems, statt Teil der Lösung. Und so wird mit ihm verfahren.

Er fragt nicht. Er fühlt sich nicht ein. Er hat sie sich selbst gegeben als Schutzbefohlene und nützt die Situation aus. Er weint, er will weinen und rechtfertigt sich selbst wieder. Er bleibt problemlos und so wird das Problem zu seinem Los, zu seinem Schicksal. Das ist die erste Schuld. Der mit der GWK hört das nicht gerne. Er will gleich Verantwortunglosigkeit sehen. Aber es handelt sich hier eindeutig um Schuld. Um die erste. Die zweite Schuld: Er rückt näher zu ihr, umarmt sie und schiebt ihr die Hand in die Hose. Das war ein Schock für sie. Er sagt nicht, was sie denkt, sagt, fühlt. Er fühlt nicht, was sie denkt, sagen will, was sie fühlt.

Für ihn ist das normal. Für ihn ist das normal, dass ein 31-jähriger Mann ein 19-jähriges leichtbekleidetes Mädchen morgens um drei Uhr, welches Hilfe braucht, so eine Hilfe anbietet, dass es zu einer so von ihm dargestellten Normalität kommen muss, die normal ist zwischen Mann und Frau. Normal ist es daher, einer Frau die Hand in die Hose zu schieben ohne dass überhaupt ein Gespräch stattgefunden hat.

² Das ist Unverantwortlichkeit

Die Perversen betrachten sich nicht als verantwortlich, weil sie keine wirkliche Subjektivität haben. Sich selbst fern, sind sie es ebenso anderen. Wenn sie nicht faßbar sind, wenn sie sich nie stellen, dann deshalb, weil sie eigentlich nicht "da" sind. Wenn sie die anderen beschuldigen, verantwortlich zu sein für das, was ihnen zustößt, beschuldigen sie im Grunde nicht, sie stellen fest: Da sie selbst nicht verantwortlich sind, muß es wohl der andere sein. Die Schuld dem anderen zuzuschieben, ihm Übles naczureden, indem man ihn als schlecht ausgibt, gestattet nicht nur, sich abzureagieren, sondern auch, sich reinzuwaschen. Niemals verantwortlich, niemals schuldig: alles, was schiefläuft, ist immer die Schuld der anderen.
Sie schützen sich mit Hilfe von Projektionsmechanismen, die all ihre Schwierigkeiten und all ihre Mißerfolge auf das Konto anderer schieben und verhindern, sich selbst in Frage zu stellen. Sie schützen sich auch durch Leugner der Realität.


Sie eskamotieren den psychischen Schmerz, den sie in Negativität umwandeln. Dieses Luegnen geschieht beständig, selbst in kleinen Dingen des Alltags, selbst wenn die Realität das Gegenteil beweisst.

Leid ist ausgeschlossen, Zweifel ebenfalls.

Sie lässt dies angeblich zu, was ich nicht glaube. Sie ist vielmehr durch ihr Trauma des gerade Erlebten, was ihn nicht interessiert, wo er nicht nachhakt, was er nicht wissen will, dass sie morgens um drei Uhr auf einem einsamen Parkplatz steht und offenbar nicht weiter weiss.

Alles geht von ihm aus. Sie selbst hat keine Anstalten gemacht, dass sie ihn sympatisch findet und es gern hat, was er tut.

Er wird erregt, durch sich selbst. - Weil es ja normal ist zwischen Mann und Frau. Dass der Mann die Initiative übernimmt, und die Frau unterwirft, dass sie gehorsam ist gegenüber seiner Gewalt und seiner Herrschaft, und ihm willig zu Diensten ist, damit er sie hinterher wegwerfen kann, wie ein Stück Dreck. Weil es eben die Gier des Kapitalismus ist. Aber davon hat sie alles keine Ahnung. Es kann ihr nicht zum Vorwurf gemacht werden. Er macht ihr zum Vorwurf, dass sie sich ihm nicht hingibt.

Er öffnet seine Hose, holt seinen Penis heraus, nimmt ihre Hand, legt sie auf oder um seinen Penis. Dies mit so einer Geschwindigkeit vermutlich, so wie er es mir vorgetragen hat. Es ist atemberaubend, dass er selbst darüber keine Verantwortung übernimmt. Bar jeglichen Verständnisses der aussergewöhnlichen Situation gegenüber erkennt er selbst jetzt - gerade jetzt - keine Schuld. Sie Schuld sieht er darin, was das Mädchen erzählt hat. Später. Bei der Polizei. Noch in der Nacht haben sie ihn aus dem Bett geholt. Wie einen Schwerverbrecher. Sagt er. Ich bin doch kein Schwerverbrecher. Sagt er.

Das Mädchen fängt an zu schreien. "EI JETZT ABER GENUG. JETZT GENUG! WIE OFT SOLL ICH DAS NOCH SAGEN!" ?? Sie hat sich also vorher schon verbal gewehrt und er hat das durchbrochen?

Das Mädchen öffnet die Wagentür, schreit um Hilfe. Er sagt, sie hat richtig geschrieen: "HILFE!" Er ist erstaunt. Er versteht nicht was los ist. Langsam dämmert ihm etwas. Das kann nicht sein, denkt er. Doch es kann sein. Es ist Wirklichkeit geworden.

Es ist unentschuldbar. Es wird viel von Verantwortung geredet. Nicht von Schuld. Weil diese projeziert wird auf das Mädchen, das angeblich eine falsche Darstellung vorgebracht hat. Es wäre "empörend" dies ihm gegenüber vorzubringen. Er doch nicht.

Das Mädchen will aus dem Wagen springen. Er zieht sie am Arm zurück und schreit sie an. er SCHREIT SIE an! "Sei still jetzt, was soll das denn, bist du verrückt so zu schreien, ich tu dir doch nichts!"

An dieser Stelle war bei mir jedes Verständnis weggewischt.

Ich sage zu ihm spätestens an dieser Stelle: Damit hast du Schuld auf dich geladen, du hast etwas getan, was dir nicht erlaubt war. Du hast die Grenzen des Mädchens überschritten. Das ist entsetzlich, was du getan hast. Und was entsetzlicher ist, dass du nur dich siehst. Du empfindest auch keine Trauer. Ein bisschen Tränen, Leid, das nur der Sache dienen soll, da du dich ungerechtfertigt behandelt fühlst. Du fühlst nicht für das Mädchen mit, was du ihr angetan hast.

Er erzählt von der Rundmail, die ein Mitglied seines Projektes aktivierte. So dass sämtliche Vereinsmitglieder von der Sache erfuhren.

Er sagt zu mir, dass er es gut findet, dass ich direkt zu ihm gekommen bin. Die anderen, die von dieser Mail mitbekommen haben, haben das ja gar nicht getan. Das ist ja rund gegangen.

Er berührt mich, während ich ihm seine Schuld vortrage. Er umklammert meine linke Hand. Ich schreie ihn an: "Was erlaubst du dir. Habe ich dir das erlaubt?" Ich darf dich berühren, dir Trost spenden, aber du kannst es nicht von mir einfordern, nicht bevor du deine Schuld eingesehen hast und Trauerarbeit leistet. Er schreckt zurück: Jetzt fängst du auch so an.

² Die Unverantwortlichkeit

Den narzißtischen Personen fällt es schwer, im gewöhnlichen Leben Entscheidungen zu treffen, und daher sollen andere an ihrer Stelle die Verantwortung übernehmen. Sie sind völlig unselbstständig, können nicht auf andere verzichten weshalb sie sich aufdrängen, und sie haben Angst vor Trennungen. Trotzdem meinen sie, es sei der andere, der sich um Unterwürfigkeit bemüht oder zu bemühen hat. Sie wollen nicht sehen, wie ihr Klammern den anderen auslaugt, denn das könnte ihr Selbstbild verdunkeln. Das erklärt ihre Heftigkeit gegenüber einem zu wohlwollenden oder sie stärkenden Partner. Ist dieser hingegen unabhängig, wird dieser als feindselig und ablehnend wahrgenommen.

Er fragt auch immer nach: Siegbert, was machst ud jetzt. Warum machst du das gerade jetzt so und nichts anders. Verbittet sich aber jedes Nachfragen meinerseits, wenn ich ihn auf derartiges Verhalten bei ihm aufmerksam mache und ihm auch unmissverständlich klarmache, dass er sich nicht in einer Lage befindet, die ihm das Recht bieten könnte, sich auf diese Weise reinzuwaschen und die Situation wieder für sich entscheidend einzufordern, um von der Gesamtschuld abzulenken, die er verleugnet und daher dem Mädchen anlastet.

Die narzißtischen Perversen der patriarchalischen Gesellschaftsform fühlen sich unbehaglich oder ohnmächtig, wenn sie allein sind, und suchen verzweifelt den Rückhalt des anderen zu gewinnen. Es fällt ihnen auch schwer, Vorhaben in Angriff zu nehmen und Dinge allein zu erledigen. Sie stacheln zur Ablehnung an, denn es beruhigt sie zu sehen, daß das Leben genauso so ist, wie sie es vorhergesehen hatten, aber wenn eine Beziehung zu Ende geht, suchen sie eiligst nach einer neuen, die ihnen die Unterstützung gibt, die sie benötigen.

² In Kombination mit der Paranoia

Was machst du Siegbert, was tust du. Ja, das irritiert mich jetzt auch, sagt der mit GWK. Wieso stellst du dich jetzt da hin, wieso bleibst du nicht sitzen. Wieso steht er, um den es eigentlich gehen soll, dass er Verantwortung und Trauerarbeit leistet für das Mädchen, als Herrscher und Machthaber da so. Wieso sind die Freunde "empört", dass sie die Wahrheit nicht hören wollen. Wieso sagt er zu dem mit der GWK, ich will dir die Wahrheit erzählen, wenn du schon da bist. Dann erzählt er erzählend von einer Wahrheit, dass er wahr erzählen will, aber er erzählt nicht vom Inhalt der Wahrheit des Geschehens, weil das in ihm nicht mehr vorhanden ist. Er hat das ja schon übertragen auf mich, bei mir sitzt jetzt die Verantwortung, nicht bei ihm. So denkt er, so denken die anderen, selbst der mit der GWK.

Ist dieser Mechanismus wirksam, genügt der auf ein zur Beute gewordenes Ziel projizierte Haß, um die inneren Spannungen zu lindern: Warum siehst du sie so voller Hass an. Nicht ich sehe an voller Hass, er projiziert Hass, was es dem Perversen ermöglicht, sich anderswo als angenehmer Gesellschafter voller Charme - bei ihr, bei seinem Verein, der ihn jetzt nicht aufgeben wird, durch sie, die jetzt den Verein zu ihrem machen wird, und ihn damit unterdrückt, unterwirft, ohne dass ihm das bewusst ist, so wie er und er dies auch tun müssen, um Rechtfertigung vor sich selbst abzulegen.

Daraus erklärt sich die Überraschung oder sogar das empörte "unmöglich!" derer, die von den perversen Umtrieben eines Verwandten oder angeblichen Freundes - oder den sie aus Einsamkeit und Nicht-Verbundenheit mit allem Sein zum Freund erklärt haben - der sich bis dahin immer nur von seiner besten Seite gezeigt hatte. Die Aussagen der Opfer - und dann die des Helfenden Zeugen - erscheinen unglaubwürdig.


Derweil hat er so weitergetan, wie wenn nichts wäre, seinen Geschäfte nachgegangen.

Das ist im höchsten Grade suspekt. Er sollte sofort alles niederlegen, die nötigen Schritte unternehmen, die noch getan werden müssen, damit das Projekt weitergeht, dass keine weiteren Verleumdungen - diese Mail - die Gesamtsituation entstellen, und sich dann zurückziehen. Auf Jahre, bis er das Leid fühlt, das er hier bis ans Ende des Lebens des Mädchens, ihr zugefügt hat.

Er sagt, nach zwei Monaten: "Wie lange soll ich denn noch leiden?"
Er leidet nicht. Er rationalisiert. Er denkt, dass er leidet. Er denkt sich ein Leid, welches aber Zynismus ist.

Die andere Version, die der Richter bekommen hat, haben auch diejenigen bekommen, die er seine Freunde und Vereinsmitglieder nennt. Aber es sind nicht seine Freunde. Jeder von diesen verteidigt sich selbst. Er verteidigt sich. Nicht das Mädchen. Ein Vereinsmitglied - eine Frau auch noch - geht sogar so weit zu sagen: In der Nähe ist eine Art Eros-Center, und man weiss ja, dass da leichtbekleidete Mädchen sind. Es wird immer grausamer, immer brutaler.


Ich biete mich an, ihm zu helfen, die nötigen Schritte einzuleiten, damit er Trauerarbeit leisten kann. Ich sage ihm dass er die Verantwortung auch für das Mädchen zu tragen hat, auch wenn er sie nicht mehr kontaktieren darf und nicht mehr sehen.

Er sollte vor den Verein treten, wie die Sache war und unmissverständlich sagen, dass gegen jene mit juristischen Mitteln vorgegangen wird, die eigenmächtige Rundmails versenden und die Situation dadurch noch mehr verfälschen, was sich für alle Wissenden oder unwissend Helfenden oder dazu gemachten negativ auswirken wird. Er ist einverstanden. Ich sage, das kannst du nicht alleine tun, in dieser Verfassung, er muss eine Basis mitbringen. Ich biete mich an, diese Basis mitzutragen, will aber, dass vorher eine Gesprächsrunde mit jenen Personen stattfindet, die ihm nahe stehen, mit welchen er geredet hat, aber nur seine Seite dargelegt hat und nicht die des Mädchens, und diese Version des Richters kennen. Ich will wissen, was gewusst wird und was nicht. Ich will wissen, ob die Wahrheit, die er mir genannt hat auch jene Menschen wissen. Warum meinst du, sagt er, dass diese die Wahrheit nicht wissen. Weil, sage ich, heute die Situation eine andere wäre, wenn die Wahrheit ausgesprochen worden wäre und hier nicht eine unterdrückte lähmende Aggression vorherrscht, die niemand mehr steuern, geschweige denn handhaben kann, wenn keine klärenden Worte gesprochen werden. Er ist einverstanden. Er sagt, aber dann soll es heute abend sein. Da ist zwar Vereinssitzung. So schnell wie möglich soll es sein. Aber zu dieser geht er nicht. Dazu hat er jetzt keinen Nerv. Da ist ihm diese Sache wichtiger.

Er ruft einen Freund an, der dazukommen soll, den ich ihm genannt habe, dass ich will, dass dieser dabeisein soll. Er sagt zu. Und ruft die anderen an, die ich ebenfalls genannt habe, dass diese dabei sein sollen.

Er sagt, dass er um fünf Uhr zu seiner Psychologin geht und jetzt noch verschiedene Dinge zu erledigen hat. Eine Frau steht oben am Fenster, und winkt runter zu ihm. Während ich mich mit ihm unterhalten habe, sind oben die Fenster geöffnet, ein Mann und eine Frau stehen abwechseln am geöffneten Fenster und schauen zu uns. Sie wissen um was es geht.

Die Frau winkt. Er winkt zurück. Ich sage zu ihm, er soll das unterlassen, vom Gespräch abweichen und ablenken. Sollte diese Frau einen Kontakt wünschen und ihm so beistehen wollen, soll sie runterkommen und diese Solidarität auch mir gegenüber bekunden.

Um eine Kontaktperson soll ich mich selbst kümmern. Ich gehe um sieben Uhr zu ihm und bitte ihn, bei dem Gespräch zugegen zu sein, weil er sich auch in Gewaltfreier Kommunikation auskennt. Seine 22-jährige Freundin ist bei ihm. Ich bitte sie, einen Moment alleine mit ihm sprechen zu können. Der 31-jährige erzählt mir, dass er schon angerufen wurde: "Wir treffen uns um halb Neun!" Ich bin irritiert. Er sagte zu mir, dass wir uns gleich treffen sollen um halb Acht Uhr. Ich sage, das wird knapp, weil er erst um sieben uhr zuhause ist.

Erst hinterher wird mir klar, dass dieser Termin getürkt war und ausgedacht wurde, damit das Gespräch überhaupt nicht stattfinden soll.

Ich gehe auf den Platz, setze mich auf die Bank, meditiere und warte auf die Uhrzeit. Zu dieser kommen zwei Personen. Wir begrüssen uns. Der eine sagt zu einem Dritten: Ja wir haben kurz ein Gespräch, aber ich muss gleich wieder weg. Es ist klar, dass er sich nicht auf das Gespräch konzentriert, sondern auf seinen Fortgang.

Wir gehen ins Büro. Es ist verraucht. Es soll ein anderer Raum gesucht werden. Er SCHICKT uns nach oben. Ruft hinterher. Und dann müsst ihr schauen, dass ihr für euch.....

WIR FÜR UNS?? Wir müssen gar nichts für uns. Ich merke noch nicht, dass weder die Situation entglitten ist, noch dass da eine entstehen soll, um Reinigung zu erreichen. Es ist gar keine Situation da. Er hat schon anders entschieden. Er hat vergessen.

Wir gehen zu Dritt nach oben. Da ist die Klettergruppe und übt an der Kletterwand. Ich sage: "Da ist es laut, da können wir nicht sitzen. Ich verstehe nicht, warum er uns hierher geschickt hat."

Erkenne noch nicht, dass die Situation getürkt ist. Ich sage, hier bleibe ich nicht, da ist keine Atmosphäre für uns. Einer - der mit der GWK sagt - wir können doch trotzdem hier warten. Hätten wir sollen machen. Wir habens nicht. Die Klettergruppe kommuniziert mit mir nonverbal: Bleibt hier. Wir wissen zwar nicht, was läuft, aber wir spüren, dass etwas Wichtiges geschehen ist und etwas Wichtiges geschehen soll. Stimmt. Wir hätten sollen bleiben, wenn das Gespräch dann gewesen wäre, wäre Ruhe gewesen, Stille.

Hinterher immer. Weiss mans.

Wir gehen runter. Einen macht den Vorschlag, sich in die Nähe des Wohnwagens zu setzen. Ich sage, nein da ist es dunkel. Ich will die Gesichter der Beteiligten sehen. Ich will sehen, was sie fühlen.
Einer sagt, er kann ja mit der Taschenlampe leuchten. Es wird immer skurriler.

Er sagte mir, dass er das Gespräch ebenfalls als Wichtig erachtet, weil es für ihn ist. Ich sagte, wir sprechen für dich. Und deine Aufgabe ist es, für das Mädchen zu sprechen. Innerlich.

Endlich findet einer eine Stelle in der Dunkelheit, die von organgem Licht überflutet wird. Er holt für alle Stühle. Wir setzen uns. Ich sage, ich wollte das als vorbereitetes Gespräch für eine Basis für ihn, damit das Vereinsmobbing aufgelöst wird, und er seine Verantwortung erkennen kann, damit hier nicht unaufgelöste latente schwammige Gedanken und Gefühle verbleiben, die ihre Wirkungsweise bis in die Stadt ausbreiten, da dieses Projekt bekannt ist, und es wäre schade, für die Benutzenden, sollte dieses Projekt deshalb einschlafen. Es sollte eigentlich ein Rat eingesetzt werden, der die Geschäfte übernimmt oder jene Freunde, die ihm nahe sind. Dann möchte ich wissen, ob ihr die Geschichte auch so kennt, wie er sie mir erzählt hat, weil ich nämlich glaube, dass ihr die harmlose gefälschte Sicht erhalten hat, wie diese auch der Richter erhalten hat, damit er nicht bestraft wird, d.h. in den Knast kommt.

Nun hat er Angst, dass er von mir auch verurteilt wird. Was er sagte und er. Ich sagte, dies wäre dann auch wieder Teil des Problems, wie auch der Richter vorgegangen ist.

Dann sagte er wieder: Er ist von einem Deutschen Richter verurteilt worden, hat seine Strafe erhalten, muss 8000€ bezahlen. Und damit hat es sich. Nein sage ich, damit hat es sich eben nicht. Er wurde nicht für das verurteilt, was geschehen ist, sondern für etwas, was nicht vorgefallen ist. Darum löst sich das nicht auf, es kann keine Wiedergutmachung geschehen.

Der eine erzählt, was er ihm gesagt hat. Es ist genau die Version, die der Richter bestraft hat. Mir fällt auf, wie er das Wort "Deutscher" artikuliert. Er verschränkt die Arme über dem Kopf und herrscht mich aggressiv an.

Ich sage, ich sage jetzt gar nichts mehr. Ich warte auf ihn, dass er noch einmal das vorträgt, was er mir gesagt hat und dann soll ein Gespräch stattfinden.

Dann sagt er: Also nicht dass du denkst, dass er noch kommt, er hat jetzt Vereinssitzung, da muss er dabei sein und er kommt nicht. Ich schaue ihn an. Ich verstehe nicht, oder glaube nicht richtig gehört zu haben. Was hat er gesagt? War nicht gerade die Rede davon, dass ein vierter Stuhl für ihn bereitgestellt wurde und gesagt auch von ihm, dass er nach der Sitzung kommt, wie er es auch gerade noch beim Gespräch im verrauchten Büro vorgebracht hat, nachdem er uns aufforderte einen anderen Raum zu suchen oben oder so und beim Wiederruntergehen in die noch geöffnete Bürotür der eine zu dem eben im Türspalt Auftauchenden sagte, wir gehen raus in die Nähe des Wohnwagens, und du kommst nach?

Wurde da etwas abgesprochen, als ich begann die Dinge in Ordnung bringen, die ersten Schritte einleitet.

Ich sage zu ihm: Ich bin jetzt ärgerlich. Ich fühle bei mir Ärger. Ich fühle Zorn. Ich fühle Wut. Ich stehe auf. Sie fragen, was ich tun will. Ich sage: Ich hole ihn. Jetzt. Sofort. Ich gehe allein durch die Dunkelheit zum Büro. Schlage an die geschlossene Tür. Er öffnet. Ich sage - schreie - ihn an: Wann kommst du? In einer halben Stunde. Sagt er. Ich sage. Jetzt Sofort. Oder ich gehe. Er sagt in fünf Minuten. Ich schreie. Jetzt. Denk an dein Wort, das du mir gegeben hast. Er wendet sich mit dem Kopf ins Innere: Er lacht hämisch, zynisch. Sagt zu den anderen: Er fängt an zu spinnen. Ich weiss jetzt.
Ich drehe mich um, gehe die Treppe hinunter. Da stehen die anderen zwei Hühnchen, die mir nachgelaufen sind. Ich verstehe nicht. Warum laufen sie wie zwei aufgescheuchte Hühnchen hinter mir her, wenn ich sage, ich hole ihn. Wieso warten sie nicht? Sind sie nicht auf seiner Seite, und wenn ja, nicht in ihrer Verantwortung? Sie fragen. Ich sage, ja er kommt gleich. Wir gehen zusammen durch die Dunkelheit zu diesem dreckigen, ungemütlichen, andersartigen seltsamen Gesprächskreis zurück. Wir setzen uns. Wir warten. Er kommt. Nicht allein. Eine Frau ist bei ihm. Es war nicht abgemacht. Er übernimmt die Regie, setzt sich nicht, STELLT sich an die Seite, um den Überblick zu behalten.

Er dirigiert, er weigert sich, er rationalisiert, er streitet. Er wirft mir vor. Er weint, du hast doch gesagt, du machst es für mich und jetzt, er wird aggressiv, erzählst du alles nicht richtig, Gehst nicht ins Detail. Ich sage, darum bist du hier, um es zu erzählen. Er erzählt nicht. Er erzählt übers Erzählen, dass er erzählen will, aber nicht den Inhalt, sondern dass er erzählen will und warum. Ich unterbreche. Die Frau unterbricht mich. Ich sage zu ihr, das interessiert mich nicht, was du erzählst. Sie sagt, sie ist als Retterin mitgekommen. Ich sage, als Retterin, damit die Lüge aufrechterhalten bleibt. Ich sage, ich habe dich nicht eingefordert, es war gegen die Absprache, ich habe diesen Kreis einberufen, weil mir die Schritte klar sind, die gegangen werden müssen, damit eine Wiedergutmachung geleistet werden kann - keine materielle Strafe, sondern eine geistige Aufarbeitung.

Die Frau - ein Vereinsmitglied - sagt dann: Und dann will ich mal sagen. Es ist ja nun mal so. Ich bin ja eine Frau. Obwohl ich eine Frau bin - und es sieht jetzt so aus, wie wenn ich dem Mädchen was Schlechtes wollte - aber es ist nun mal so, dass in der Nähe ein Eros-Center ist und von dort viele leichtbekleidete Mädchen bekannt sind. Ich sage, du versuchst jetzt, das Mädchen zu kriminalisieren, ihr die Schuld zu geben, obwohl dies noch gar nicht zur Sprache gekommen ist, und überhaupt nicht hier zur Sprache kommen sollte. Du bringst jetzt hier ein Geschehen ein, das ihn entlasten soll und noch mehr zur Eskalation der Situation beiträgt.

Er fängt an zu polemisieren. Er erzählt von seiner guten Arbeit, die er geleistet hat. Er schwafelt. Er führt aus. Ich unterbreche, mich interessiert das nicht. Es geht hier um eine Aufarbeitung, um deine Schuld. Du hast kein Recht. Du hast solange kein Recht, bis das aufgearbeitet ist. Er setzt sich weiter in Verantwortung. Die Frau greift mich an. Der andere greift mich an. Ich kommuniziere ab diesem Zeitpunkt nonverbal. Sie sind irritiert. Er greift mich an: Warum siehst du sie hasserfüllt an. Er interpretiert im Dämmerlich einen Blick als Hass. Er wirft Hass. Er wirft Schuld. Er spaltet. Er verdrängt. Er verleugnet. Er schuldet Verantwortung. Sie sind irritiert, auch der mit der GWK, wie ich kommuniziere. Der Frau ist es recht. Sie hat ihre Anpassungswilligkeit ans System der Unterwerfung und des Gehorsamen in der Züchtigung eines widerwilligen Mädchens vorgetragen, so wie er es wollte. Sie ist empört über mich, drückt ihren Widerwillen mir gegenüber aus: "Gerade weil ich eine Frau bin. Ich sehe das aus weiblicher Sicht."

Ich bitte ihn zum Letztenmal, das in der Runde so vorzutragen, wie er es mir gesagt hat. Er weicht aus, wird unsicher. Nachmittags sagte er noch zu: Weinerlich jetzt: Du sagtest doch, das sollte für meine Hilfe sein. Er sagt nichts dazu, weicht aus, will kommandieren, den Ton angeben, das Recht haben - obwohl er kein Recht mehr hat, und das nicht erkennen will, soll oder darf - aber er sagt dann irgendwie latent höhnisch: Dann musst du halt gehen. Ich stehe auf. Er sagt, was hast du vor. Ich sage, ich gehe. Und ich gehe. ziehe meine Kreise, gehe in die Dunkelheit weit weit hinten, wo es ganz dunkel ist. Und bleibe lange dort stehen, lange sehr lange ohne Gedanken. Ohne zu schauen, sehe ich. Und höre. Ein Mann im weissen T-Shirt geht vorbei, taucht auf, verschwindet in der Dunkelheit. Nach einer Weile kommt er zurück. Taucht auf, verschwindet. Ein Auto fährt mit aufgeblendeten Scheinwerfern auf mich zu, ich stehe und schaue. Das Auto bremst, wendet und fährt zurück. Ich stehe in Abwesenheit.

Auf dem Rückweg komme ich an einer geöffneten Halle vorbei. Da steht ein Mann drin und macht einmal das Licht hell, sehe ich schon von weitem - denke seltsam, was ist da los - dann wieder dunkel, dann wieder hell. Einmal düster, dann helles strahlendes Licht, dann wieder verschwommenes, irgendwie trauriges orangenes Licht. Inmitten der Halle ein angemaltes Kreuz. Ich bleibe stehen und schaue hinein. Zwei Männer. Einer sitzt. Der andere malt. Nach einer Weile, als ich meine Stimme wieder habe, die durch die Ruhe eingeschlafen ist, frage ich hinein: "Ist das ein Atelier!" Er sagt, so etwas ähnliches. Der andere geht durch den Raum und fängt an einem Bild an zu malen.
Ich schaue weiter zu. Dann gehe ich die Treppe hoch, ins Atelier. Und wir kommen ins Gespräch. Ich frage, was das angemalte Kreuz bedeutet. Er sagt, das stellt die Schöpfungsgeschichte dar. Er hat das im Auftrag gemalt, das wird im Domforum ausgestellt. Wir kommen ins Gespräch übers Christentum, ich frage, ob er an die Schöpfungsgeschichte glaubt. Er erzählt mir davon. Ich bin skeptisch wegen den sieben Tagen. Er sagt, das muss man anders sehen, wenn man heute mit dem Flugzeug in einer Stunde in die USA fliegen kann, dann war damals sicherlich auch schon etwas derartiges. Heute, denke ich, in einer Stunde in die USA? Gibt es, frage ich, im Islam auch eine Schöpfungsgeschichte. In dieser Art nicht, sagt er, aber wir haben Jesus, die Jungfrau Maria, Abraham und Isaak, der bei uns Ismael heisst. Ich heisse übrigens Ismael und Sie, fragt er mich, heissen Abraham? Ich lache. In dieser Hinsicht sicherlich. Nein, sage ich, ich heisse Siegfried, ah..Siegbert. Ein urdeutscher Name, sagt er. Siegfried sage ich, ist ein urdeutscher Name, Siegbert ist einfach ein Name.

Ich sage, die Deutschen sind schon so ein Volk. Er sagt, Udo Lindenberg malend, man muss es positiv sehen. Goethe sagt er, ist doch auch ein Deutscher, und Kant, und Beethoven, was ist mit diesen, beurteilen Sie diese auch so kritisch. Ich sage, wir haben keine Goethe, Beethoven, Kant Kultur. Hätten wir eine Goethe, Beethoven, Kant Kultur wären die Deutschen ganz anders und hätten nicht diese faschistoiden Gedanken in ihren Köpfen oder würden dies in einzelnen Gebieten zulassen. Er stimmt mir zu. Ja das stimmt. Und weil das so ist, sage ich, mag ich viele Deutsche nicht.

Wir trennen uns im besten Einverständnis.

Ich gehe durch die Dunkelheit noch einmal zum Platz zurück. Da kommen noch einmal zwei Menschen, die ein Feuer machen wollen, aber kein Papier haben, kein Holz und mit der Taschenlampe Holz suchen gehen. Es fängt an zu regnen. Ich unterhalte mich mit dem Landsmann, er ist für partizipierte Demokratie, unterstützt den Protest aber in Stuttgart, weil sein Vater dagegen ist und leitend in der Protestbewegung. Kretschmann? Sein Sohn? Ich gehe, ich habe genug erfahren.

² aus:Marie-France Hirigoyen: Die Masken der Niedertracht. Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann.Beck, München 2000
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