28
Okt
2011

Du sollst nicht merken

Was er will ist ganz klar:

Er will die Liebe zerstören, die da ist, zwischen dem da und einer Frau. Und damit sich da nichts anbahnt - und die beiden nicht fröhlich werden können, weil es ihm dann schlecht geht, fordert er mit perversen aggressiven Methoden.

Darum zerstört er zuerst den Geist des Mannes - der Körper ist ihm ja egal. Noch nie hat er meinen Körper bedroht. Es geht ihm um den Geist.

Und ist dieser Geist zerstört - wird er den Geist der Frau manipulieren. Als Freier Fotograf. Die schwarze Magie der Alchemie der Schwarzen Pädagogik hält da einige perverse aggressive Methoden bereit, die er dann alle auskosten wird - und wenn er Probleme hat, wenn sich das Opfer verweigert - hat er noch Vater und Tante, die ihn dann rausholen aus den Schwierigkeiten, weil sie ihm glauben müssen, weil sie es ja gewesen sind, die ihn als Säugling missbraucht haben, darum müssen sie es mit seiner Hilfe jetzt so darstellen, dass jede Schuld von ihnen weggewaschen wird.

So war es schon immer. So sind die Hexenverfolgungen entstanden, so sind die Judenverfolgungen entstanden und so konnte es geschehen, kann es geschehen, dass Menschen Menschen morden und nur wenige sind bereit, dies zu verhindern.

Ferenczi http://de.wikipedia.org/wiki/Sandor_Ferenczi hat einen interessanten Artikel geschrieben über den Zusammenhang zwischen Verein und Familie und der latenten Homosexualität, die bei beiden gefördert wird - welche bedingt, dass Frauen nicht die vollständige Aufmerksamkeit gegeben wird, welche vor allem dem Freien Fotografen im Besonderen zu eigen ist:

Struktur von Verein und Familie

Die Frage, die ich jetzt aufwerfe, ist nun die: wiegen die Vorteile des Guerillakampfes seine Nachteile auf? Sind wir berechtigt, zu erwarten, daß diese Nachteile von selbst, ohne zweckmäßige Eingriffe verschwinden werden? Wenn nicht, sind wir gentig an Zahl und genügend stark, um uns organisieren zu können? Und schließlich: Welche Maßregeln wären möglich und derzeit empfehlenswert, um unseren Verein zweckmäßig, stark und dauerhaft zu fundieren?

Auf die erste Frage kann ich ohne Zögern antworten; ich wage die Behauptung, daß unsere Arbeit durch die Organisation mehr gewinnen als verlieren würde.

Ich kenne die Auswüchse des Vereinslebens und weiß, daß in den meisten politischen, geselligen und wissenschaftlichen Vereinen infantiler Größenwahn, Eitelkeit, Anbetung leerer Formalitäten, blinder Gehorsam oder persönlicher Egoismus herrschen, anstatt ruhiger, ehrlicher Arbeit für das Gesamtinteresse.

Die Vereine wiederholen in ihrem Wesen und ihrem Aufbau die Züge des Familienlebens. Der Präsident ist der Vater, dessen Aussprüche unwiderlegbar, dessen Autorität unverletzbar sind; die anderen Funktionäre sind die älteren Geschwister, die die jüngeren hochmütig behandeln und dem Vater zwar schmeicheln, aber ihn im ersten geeigneten Moment von seinem Thron stürzen wollen, um sich an seine Stelle zu setzen. Die große Masse der Mitglieder, soweit sie nicht willenlos dem Führer folgt, gibt bald diesem, bald jenem Aufwiegler Gehör, verfolgt mit Haß und Neid die Erfolge der Älteren und möchte sie aus der Gnade des Vaters ausstechen. Das Vereinsleben ist das Feld, auf dem sich die sublimierte Homosexualität als Anbetung und Haß ausleben kann, Es scheint also, daß sich der Mensch seiner Familiengewohnheiten nie entledigen kann und er wirklich das Herdentier ist, das ›Zoon politikon‹, zu dem ihn der griechische Philosoph stempelte. Mag es sich zeitlich und räumlich von seiner eigentlichen Familie noch so weit entfernen, es sucht immer wieder die alte Ordnung herzustellen, in einem Vorgesetzten, dem angebeteten Helden oder Parteiführer den Vater, in den Mitarbeitern die Geschwister, in dem ihm angetrauten Weib die Mutter, in seinen Kindern sein Spielzeug wiederzufinden. Selbst bei uns noch unorganisierten Analytikern pflegt sich - wie ich es bei zahlreichen Kollegen und bei mir selbst feststellen konnte, die Gestalt des Vaters mit der unseres geistigen Führers zu einer Traumperson zu verdichten. Alle sind wir geneigt, den hochgeschätzten, aber gerade wegen seines geistigen Übergewichts innerlich schwer zu ertragenden geistigen Vater in unseren Träumen in mehr oder weniger verhüllter Form zu überflügeln, ihn zu stürzen.

Es hieße also der menschlichen Natur Gewalt antun, wollten wir das Prinzip der Freiheit auf die Spitze treiben und die ›Familienorganisation‹ umgehen. Denn obzwar wir jetzt der Form nach unorganisiert sind, leben wir Analytiker doch schon untereinander in einer Art Familiengemeinschaft, und es ist meiner Meinung nach richtiger, dieser Tatsache auch in der äußeren Form Rechnung zu tragen.

Das ist aber nicht nur eine Frage der Aufrichtigkeit, sondern auch eine der Zweckmäßigkeit, denn die eigensüchtigen Strebungen lassen sich durch gegenseitige Kontrolle leichter im Zaume halten. Gerade psychoanalytisch geschulte Mitglieder wären am besten dazu berufen, einen Verein zu gründen, der die größtmögliche persönliche Freiheit mit den Vorteilen der Familieaorganisation verbindet. Dieser Verband wäre eine Familie, in der dem Vater keine dogmatische Autorität zukommt, sondern gerade so viel, als er durch seine Fähigkeiten und Arbeiten wirklich verdient; seine Aussprüche würden nicht blind wie göttliche Offenbarungen befolgt, sondern wie alles andere Gegenstand einer eingehenden Kritik, und er selbst nähme diese Kritik nicht mit der lächerlichen Überhebung des Pater familias auf, sondern würdigte sie entsprechender Beachtung.

Auch die in diesem Verband vereinigten jüngeren und älteren Geschwister würden ohne kindische Empfindlichkeit und Rachsucht ertragen, daß man ihnen die Wahrheit ins Gesicht sagt, so bitter und ernüchternd sie auch sei. Daß man auch bestrebt wäre, die Wahrheit zu sagen, ohne überflüssigen Schmerz zu verursachen, versteht sich bei dem heutigen Stand der Kultur und im zweiten Jahrhundert der chirurgischen Anästhesie von selbst.

Ein solcher Verein, der selbstverständlich erst nach längerer Zeit diese ideale Höhe erreichen könnte, hat sehr viel Aussicht auf ersprießliche Arbeitsleistung. Wo man sich gegenseitig die Wahrheit sagen kann, wo bei jedem ohne Neid, richtiger: unter Bändigung des natürlichen Neides, die wirklichen Fähigkeiten anerkannt werden und auf die Empfindlichkeit der Eingebildeten keine Rücksicht genommen wird, dort wird es wohl unmöglich sein, daß einer, der zwar ein feines Gefühl für Einzelheiten hat, aber in abstrakten Dingen unbegabt ist, sich in den Kopf setzt, die Wissenschaft theoretisch zu reformieren; ein anderer wird sein Bestreben, die eigenen, vielleicht wertvollen, aber recht subjektiven Bestrebungen, alle anderen Erfahrungen außer acht lassend, zur Grundlage der ganzen Wissenschaft machen zu wollen, unterdrücken; der dritte wird zur Kenntnis nehmen, daß die überflüssige Aggressivität seiner Schriften nur den Widerstand steigert, ohne der Sache zu dienen; den vierten wird der freie Meinungsaustausch überzeugen, daß es töricht ist, auf etwas Neues sofort mit seinem Besserwissenwollen zu reagieren.

Und ebenso passt sein bedeutendes Wert: Identifikation mit dem Aggressor auf die Umgebung zu, die sich dem Geschehen so anpasst, um selbst nicht betroffen zu sein. So ergeben sich unweigerlich Machenschaften, die künstlichen Geschlechts sind, dem einer Maschine entsprechen, und nach Knopfdruck beansprucht werden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Identifikation_mit_dem_Aggressor

Identifikation mit dem Aggressor

Die Identifikation mit dem Aggressor (auch: Identifizierung mit dem Angreifer) bezeichnet in der Tiefenpsychologie einen Abwehrmechanismus, bei dem eine Person, die von einem Aggressor körperlich und/oder emotional misshandelt oder unterdrückt wird, sich unbewusst mit ihm identifiziert.

Die Person verinnerlicht und übernimmt dabei ohne ihr bewusstes Wissen und oft gegen ihren bewussten Willen Persönlichkeitseigenschaften, Werte und Verhaltensweisen des Aggressors und macht sie zu Selbstanteilen/Ego-States. Neben traumatischen Erfahrungen im Erwachsenenleben führen vor allem solche in der Kindheit, bei denen das Maß der erlebten Ohnmacht und Abhängigkeit besonders groß ist, zur Ausbildung dieser Reaktion – angefangen bei der Auslieferung an Exponenten einer repressiven und autoritären Erziehungsstruktur. Die Reaktion dient dem Schutz des eigenen psychischen Systems und hat den Charakter einer „letzten Notbremse“ vor einem drohenden Zusammenbruch des Selbst angesichts überwältigender und nicht integrierbarer Attacken. Psychisch von hoher Bedeutung, um hilfsweise die Funktionsfähigkeit des Selbst aufrechtzuerhalten, wirken die Folgen der Identifikation mit einem Aggressor sich tatsächlich jedoch in hohem Maße gegen die Integrität (Unversehrtheit) und das Wohlergehen des Selbst aus, da die Entwicklung persönlicher Autonomie unterdrückt wird.

Da Identifikationen mit einem Aggressor potenziell lebenslang wirksam sind, werden die traumatisierenden Erfahrungen ungeachtet willentlicher Absichten direkt oder indirekt fast immer an die nachfolgende Generation weitergegeben. In vielen Familiengeschichten lässt sich eine Kette innerfamiliärer Gewalt über mehrere Generationen feststellen.
Inhaltsverzeichnis
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1 Zwei theoretische Positionen
1.1 Anna Freud: Die Identifizierung mit dem Angreifer
1.2 Sandor Ferenczi: Die Introjektion des Aggressors
2 Auslöser und Behandlungsmöglichkeit
3 Siehe auch
4 Literatur
5 Weblinks
6 Fußnoten

Zwei theoretische Positionen [Bearbeiten]
Anna Freud: Die Identifizierung mit dem Angreifer [Bearbeiten]

Anna Freud nimmt diesen Abwehrtyp als sogenannte „Identifizierung mit dem Angreifer“ in Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936) in den Kanon der psychoanalytischen Lehre der Abwehrmechanismen auf.

In der Identifikation mit dem Aggressor nach Anna Freud kommen zwei elementare Abwehrmechanismen zur Wirkung: Die Introjektion und die Projektion. Neu ist der Gedanke, dass nicht nur aus Liebe heraus, sondern auch aus Angst introjiziert wird. Sie beschreibt den Fall eines Volksschülers, der durch Grimassieren auffällt, sobald der Lehrer ihn tadelt. Es zeigt sich, dass das Grimassieren ein verzerrtes Spiegeln der verärgerten Gesichtszüge des Lehrers ist:

„Der Junge, der dem Tadel des Lehrers standhalten soll, bewältigt seine Angst durch unwillkürliche Nachahmung des Zornigen. Er übernimmt selber seinen Zorn und folgt den Worten des Lehrers mit dessen eigenen, nicht wiedererkannten Ausdrucksbewegungen.“[1]

Eine harmlose Variante dieser Abwehrstrategie und ihrer Logik entdeckt sie in einer Szene kindlicher Bewältigung von Gespensterfurcht: „Du mußt nur spielen, dass du selber der Geist bist, der dir begegnen könnte“, rät die ältere Schwester ihrem kleinen Bruder: dann nämlich brauche er sich nicht zu fürchten, versichert sie ihm.[2]

Anna Freud unterscheidet drei Formen, in der sich die Identifikation mit dem Angreifer ausdrücken kann, denen jedoch sämtlich eine Wendung vom passiv Erlittenen zur Aktivität (und somit ein dritter elementarer Abwehrmechanismus) zugrunde liegt: Aus dem Bedrohten wird der Bedroher durch

unmittelbare oder mittelbare mimetische Darstellung (direktes Spiegeln oder vorsätzliche Rollenübernahme) des Angreifers (Beispiel des Schülers, Rat der Schwester),

Agieren der Aggression (etwa bohrende Tätigkeit nach einem Zahnarztbesuch),

eine Übernahme der Attribute des Aggressors in einer Art schutzmagischer Reaktion.

Eine Identifikation mit dem Aggressor liegt jedoch auch vor, wenn ein Kind aus Angst vor einer erst erwarteten Strafe sich vorwegnehmend mit dem Strafenden identifiziert: Beschrieben wird die Reaktion eines Knaben, der zu spät nach Hause kommt und der nun zu erwartenden Strafrede dadurch zu entgehen sucht, dass er seinerseits zu schimpfen beginnt. Die Identifikation mit dem Aggressor kann demnach als Zwischenstufe der Entwicklung des Über-Ichs betrachtet werden: Die Gewissensinstanz wird verinnerlicht, jedoch noch nicht gegen das eigene Selbst gewandt, sondern in Projektion gegen die Außenwelt gerichtet. Damit steht die Identifikation mit dem Aggressor im Sinne Anna Freuds weitestgehend im Dienste des sich entwickelnden Kindes.[3]
Sandor Ferenczi: Die Introjektion des Aggressors [Bearbeiten]

Im Gegensatz hierzu betonte Sandor Ferenczi den traumatischen, die seelische Integrität nachhaltig beschädigenden Aspekt dieses Abwehrtypus: Er stellte die psychoanalytische Theorie 1932 in einem Vortrag[4] Sprachverwirrung zwischen den Erwachsenen und dem Kind infrage, indem er auf die Häufigkeit realer Missbrauchserfahrungen und das Gewicht solcher Erfahrungen für das Entstehen einer seelischen Störung hinwies. In diesem Zusammenhang formulierte er erstmals, dass die von den Kindern erlebte Angst und Hilflosigkeit sie zwinge, „sich selbst ganz vergessend sich mit dem Angreifer vollauf zu identifizieren“.[5]

Ferenczi zufolge ist das Kind erfüllt vom Wunsch nach zärtlichen, aber nicht nach sexuellen oder gewalttätigen Beziehungen zu den Erwachsenen. Im Unterschied zur erwachsenen, schuldfähigen Leidenschaftlichkeit befinde sich das Kind auf einer Stufe „passiver Objektliebe“:

„Haß ist es, was das Kind beim Geliebtwerden von einem Erwachsenen traumatisch überrascht und erschreckt und es aus einem spontan und harmlos spielenden Wesen zu einem den Erwachsenen ängstlich, sozusagen selbstvergessen imitierenden, schuldbewußten Liebesautomaten umgestaltet.“[6]

Solche Anmutungen übersteigen und überfordern die kindlichen Verständnis- und Verarbeitungsmöglichkeiten, was dazu führen kann, dass es in einen tranceartigen Ausnahmezustand („traumatische Trance“) gerät, in welchem es den Angreifer „introjiziert“, also in seiner (unbewussten) Phantasie in sich hineinnimmt, um ihn als äußere Realität zum Verschwinden zu bringen. Dieser Schutzmechanismus lässt die unerträglich werdende Angst auf Kosten der Realitätswahrnehmung in ein Gefühl traumartiger Geborgenheit umschlagen. Statt sich aktiv mit der bedrohlichen Wirklichkeit des Täters auseinanderzusetzen, wozu es nicht fähig ist, unterwirft es sich dem Willen des Täters und macht ihn zugleich zu einem fremden Teil seiner selbst („Introjektion“), was bei wiederholten Gewalterfahrungen zu einer regelrechten Zerstückelung der Persönlichkeit („Atomisierung“) führen kann. Das Kind opfert in einem solchen Extremzustand gewissermaßen sein noch unfertiges, kaum wehrfähiges Selbst, um die lebenswichtige Beziehung zu einer als notwendig wohlwollend vorzustellenden Bezugsperson halluzinatorisch aufrechtzuerhalten. Das überwältigte, emotional und in seiner Wahrnehmungsfähigkeit verwirrte Kind fühlt sich für das Geschehen verantwortlich, was als (seelisch nachhaltige) Introjektion des (abwesenden) Schuldgefühls des Angreifers verstanden wird. Dieses Schuldgefühl wird zur Quelle eines beständigen innerseelischen Abwehrkonflikts: Das Opfer entwickelt Hass, der seinerseits wiederum Schuldgefühle hervorruft und daher verdrängt und in Ablenkung vom ursprünglichen Objekt gegen das eigene Selbst gewendet wird. Es kommt in der Folge häufig zu schweren Störungen auf der Beziehungsebene, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten oder gesteigerter, nach außen gerichteter Aggressivität. Zugleich kann hier eine unzeitige Entwicklung und unangemessene Frühreifung emotionaler oder intellektueller Fähigkeiten stattfinden, die Ferenczi „traumatische Progression“ nennt:

„Die Angst vor den hemmungslosen, also verrückten Erwachsenen macht das Kind sozusagen zum Psychiater, und um das zu werden, und um sich vor den Gefahren seitens Personen ohne Selbstkontrolle zu schützen, muss es sich mit ihnen zunächst vollkommen zu identifizieren wissen.“[7]

Das gesteigerte, aus der Angst geborene Einfühlungsvermögen macht den Neurotiker, so Ferenczi, geradezu zum Lehrmeister seines Arztes.

Dieses Verständnis der Identifikation mit dem Aggressor als sozialisationsbedingter und kultureller Deformation findet als „Verrat am Selbst“ seine Fortsetzung im Werk Arno Gruens.[8]

Heute werden die realen Bedingungen, die zu psychopathologischen Störungen führen vor allem im Rahmen der Psychotraumatologie systematisch untersucht und auch innerhalb der Psychoanalyse stärker akzentuiert. Eine Vermittlung zwischen Freudscher Orthodoxie (Triebtheorie) und Ferenczis pathogenetischer Rehabilitierung des realen Traumas unternimmt insbesondere der Psychoanalytiker Mathias Hirsch. Er versteht Ferenczis Beitrag als erhebliche Erweiterung der Lehre im Hinblick auf eine psychoanalytische Traumatologie.

Für die klassische psychoanalytische Auffassung hingegen durfte Otto Kernbergs therapeutische Toleranzforderung gegen Täteraggression stehen:

„Die Toleranz der Aggression des Täters, die auf uns projiziert wird, ist unerhört entscheidend für den Erfolg der Therapie, indem wir zum Täter werden können und wir uns als Täter identifizieren und es so dem Patienten erleichtern, sich selbst als Täter zu identifizieren … Wir müssen uns also mit dem Kommandanten des Konzentrationslagers, mit dem Folterer in der Diktatur, mit dem inzestuösen Vater, mit der sadistischen Mutter identifizieren können. Wir müssen also auch die Lust verspüren am Zerstören, die Lust eine Brandbombe zu werfen, die Lust sadistische Aggressionen zu verspüren, denn die Bereitschaft dafür haben wir alle in unserem Unbewußten.“[9]

Auslöser und Behandlungsmöglichkeit [Bearbeiten]

Die Identifikation mit einem Aggressor im traumapathologischen Sinn erfolgt jedoch nicht nur in der Kindheit als Versuch der psychischen Abwehr massiver Gewaltanmutungen. In entsprechenden Konstellationen kann auch ein Erwachsener in dieselbe Situation geraten und sich mit demjenigen, der ihn verfolgt oder ihm Gewalt antut, identifizieren.

Als Täter, mit dem ein Kind oder Erwachsener sich unbewusst identifiziert, kommen alle Personen in Frage, die sich in einer aus Sicht des Opfers absoluten Machtposition ihm gegenüber befinden und denen das Opfer physisch und/oder psychisch ausgeliefert ist. Die Person, mit der die Identifikation geschieht, kann älter oder jünger, gleich- oder andersgeschlechtlich, innerfamiliär oder außerfamiliär positioniert sein – es sei nochmals daran erinnert, dass es sich bei der Identifikation mit einem Aggressor um einen unbewussten Vorgang handelt. Eine gewalttätige Mutter, ein sexualisierte Gewalt anwendender Vater oder Bruder, ein sadistischer Lehrer, ein grandios auftretender Besatzungssoldat, ein Folterer in einem Konzentrationslager können Personen sein, mit denen die unbewusste Identifikation erfolgt. Wer für das Bewusstsein der ärgste Feind ist, kann psychisch gerade der sein, mit dem eine Identifikation eintritt. In Autobiografien von Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung wird der Mechanismus, soweit er erkannt wurde, auch gelegentlich zur Sprache gebracht.

Entscheidend sind allgemein die Heftigkeit der Überwältigung und die Dauer und Schwere des Traumas; bei Kindern als Opfer kommen zusätzliche Parameter hinzu. Grundsätzlich gilt, dass eine Identifikation mit einem Aggressor als Abwehr gegenüber der nicht vorhandenen Fähigkeit des Opfers geschieht, Angriffe auf die eigene körperliche und psychische Integrität zu verstehen und psychisch zu integrieren.

Aufgedeckt und ggf. aufgehoben werden kann eine unbewusste Identifikation mit einem Aggressor im Zuge einer analytisch orientierten Psychotherapie. Die Erkenntnis und Aufhebung der Identifikation mit einem Aggressor ist die Voraussetzung dafür, die eigenen Gewalterfahrungen nicht (auch unwillentlich) unbewusst weiterzugeben. Durch empathisch unterstützende Behandlungsformen wie zum Beispiel das Reparenting können in einer Therapie die Folgen einer Identifikation in gewissem Umfang beeinflusst und begrenzt werden.

Ein weiteres bekanntes Beispiel einer Identifikation mit dem Aggressor Erwachsener ist das sogenannte Stockholm-Syndrom.
Siehe auch [Bearbeiten]

Traumatheorie
Rapport (Psychologie)

Literatur [Bearbeiten]

Sándor Ferenczi: „Sprachverwirrung zwischen den Erwachsenen und dem Kind“ (1932), in: Schriften zur Psychoanalyse II, herausgegeben von Michael Balint, Gießen: Psychosozial Verlag 2004, Seiten 303−313; Zitiert als Masson (1984) nach: Jeffrey M. Masson: Was hat man dir, du armes Kind getan? Sigmund Freuds Unterdrückung der Verführungstheorie. Reinbek bei Hamburg, 1984, (Anhang C), S. 317 -330
Anna Freud: Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936), Frankfurt: Fischer 1984
Mathias Hirsch: „Zwei Arten der Identifikation mit dem Aggressor − nach Ferenczi und Anna Freud“, in: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, Heft 45/6 (1996), Seiten 198−205
Horst-Eberhard Richter: Eltern, Kind und Neurose. Die Rolle des Kindes in der Familie / Psychoanalyse der kindlichen Rolle (1962), Neuauflage Reinbek: Rowohlt 1969
Arno Gruen: Der Verrat am Selbst: Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau. München 1992 (Neuaufl.), ISBN 3-423-35000-8.
Derselbe: Der Fremde in uns. Stuttgart: Klett-Cotta-Verlag, 2000, ISBN 3608942823.
Jochen Peichl: Innere Kinder, Täter, Helfer & Co. Ego-State-Therapie des traumatisierten Selbst. Mit Selbst-Anteilen arbeiten, Reihe Leben Lernen 202, Stuttgart: Klett-Cotta 2007, ISBN 9783608890471.

Weblinks [Bearbeiten]

Arno Gruen: Die politischen Konsequenzen der Identifikation mit dem Aggressor. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft Nr. 1 2000.
Liste der Veröffentlichungen von Mathias Hirsch mit Zusammenfassungen
Freihart Regner: Unbewußte Liebesbeziehung zum Folterer? Kritik und Alternativen zu einer „Psychodynamik der traumatischen Reaktion“. In: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 8, 2000. (PDF; 159 kB)

Fußnoten [Bearbeiten]

↑ Anna Freud, Das Ich und die Abwehrmechanismen, Ffm. 1984, S. 85 f.
↑ Anna Freud (1984), S. 86
↑ In diesem Sinn verwendet auch René Spitz den Begriff in Ja und Nein (orig. Yes and No, 1957): Die Wendung der Aggression gegen den Angreifer ermöglicht das Erlernen des Nein-Sagens bzw. Tuns, das er im 15. Monat des Kleinkindes beobachtet. Vgl. hierzu: J. Laplanche, J.-B. Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse, Ffm. 1984, Erster Band, S. 225. Der Status des Begriffs innerhalb der klassischen psychoanalytischen Theorie sei, so Laplanche und Pontalis 1967, ungeklärt: Insbesondere seine Funktion im Rahmen des ödipalen Konfliktes als Identifikation mit dem (väterlichen) Rivalen bleibe unklar.
↑ Ein Vortrag allerdings, den Ferenczi, wäre es nach den Vertretern des engsten Kreises um Freud, des sogenannten „Geheimen Komitees“, gegangen, nicht mehr hätte halten und schon gar nicht hätte publizieren sollen; in ihm kulminiert der theoretische Dissens Ferenczis zur Freud'schen Orthodoxie. Vgl. hierzu: Jeffrey Masson: Was hat man dir du armes Kind getan? Sigmund Freuds Unterdrückung der Verführungstheorie. Reinbek bei Hamburg 1984, sowie zum problematischen Verhältnis und Verhalten der Freud'schen Orthodoxie zu Person und Ideen Ferenczis: H. W. Schuch: Bedeutsame Akzentverschiebungen; hier insbesondere Kapitel 6: Traumatheorie]. (PDF-Datei; 598 KB)
↑ Schriften zur Psychoanalyse II, S. 308, kursiv im Original (= Ferenczi: Sprachverwirrung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind. Zitiert nach: Masson (1984) S.324). Ferenczis Vortrag gilt als Erstbeschreibung dieses Abwehrtyps; vgl. dazu: Masson (1984), S. 174, sowie Mathias Hirsch: Opfer als Täter - Über die Perpetuierung der Traumatisierung; in: O. Kernberg u. a. (Hgg.) Persönlichkeitsstörungen, Theorie und Therapie (PTT) Heft 1, Objektbeziehungen und Borderline-Störungen, 1998, S. 32 - 35.
↑ Ferenczi: Sprachverwirrung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind. Zitiert nach: Masson (1984), S. 329
↑ Ferenczi: Sprachverwirrung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind. Zitiert nach: Masson (1984), S. 327
↑ Arno Gruen: Der Verrat am Selbst – Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau. 1984.
↑ Otto F. Kernberg: Persönlichkeitsentwicklung und Trauma. In: Persönlichkeitsstörungen – Theorie und Therapie (PTT), 1999, Jg. 3, Heft 1, S. 5-15; Zitat im Abschnitt: Aggression in der Gegenübertragung.
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