Tagebuch nach Alice Miller
An einem Spielplatz mitten in der Stadt beim Grünen Jäger, irgendwann in diesem Jahr im Monat August:
Eine sehr attraktive Frau und ein sehr attraktiver Mann - erotisch natürlich - sitzen und stehen am Rande des Spielplatzes. Die Frau - Mutter - hat ihr Kind auf dem Arm, während der Mann daneben sitzt und mit seinem auf ihn zulaufenden sechsjährigen Sohn spricht: "Was heulst du denn!" - Das Kind heult - Der Vater, attraktiv, erotisch, wohl nicht in der Intelligenz, herrscht das Kind an: Du sollst nicht heulen. (Du sollst nicht merken, dass du von mir vor langer, langer Zeit gezüchtigt wurdest, und du deshalb mit Sand nach anderen Kindern wirfst, als wäre ich das. Du willst also mich bestrafen?) "Heul ich etwa." Herrscht das Kind weiter an: "Heul ich etwa? Heult etwa dein Vater?" Ich schaue das Kind an und lächle ihm zu. Der Vater merkt dass ich aufmerksam bin. Er richtet sich auf in seiner attraktiven Unintelligenz, zieht das Kind zu sich heran, wischt ihm mit einem Tuch die Tränen weg und sagt unfreundlich: "Wenn du mit Sand nach anderen Kindern wirfst, dann musst du natürlich heulen." Das ist natürlich Bullshit-Verdrehung, um davon abzulenken, dass er eigentlich keine Zeit für das Kind hat. Die Mutter - attraktiv, erotisch, jung - steht daneben. Mit dem zweiten Kind auf dem Arm - und herrscht ebenfalls das heulende Kind an: "Hör endlich auf deinen Vater. Sei still." Das Kind hat nichts gesagt, es ist noch am Schluchzen, am Auf-Schluchzen, es versteht die Welt nicht mehr. Der Vater steht auf, geht mit dem Kind auf den Spielplatz über den Sand, um das Spielplatz-Rathaus herum. Ich folge mit dem Bike, verfluchter Sand, kann man ja nicht fahren. Der Vater und die Mutter schauen mir nach, was ich tue. Tja, so ist das, wenn man aufmerksam wird.
Auf einer Bank in der Nähe der Christus-Gemeinde irgendwann in diesem Jahr im Monat August:
Ich lese in Alice Miller. Ich höre ein Kind schreien. Ich klappe das Buch zu, stehe auf und fähre in die Richtung, wo das Kind schreit.
Ein Auto. Davor ein heulendes, schluchzendes Kind. Davor eine Frau. Dahinter ein Carport, ein Auto, eine weitere Frau, zwei weitere kleinere Kinder. Der Junge schreit und weint und will nicht aufhören. Die Mutter schreit ihn: Hör endlich auf. Als sie mich sieht, verstummt sie und versucht nonverbale Kommunikation mit dem Kind mit den üblichen Gesten: Strafender Blick, drohender Zeigefinger. Ich bleibe stehen. Der Mutter ist das nicht recht. Ich frage: "Was hat das Kind?" Die Mutter: "Es schreit halt." Solch eine intelligente Beschreibung eines hörbaren Zustandes habe ich auch noch nicht erhalten. Ich sage: "Ein Kind schreit und weint nicht ohne Grund." Die Mutter: "Es weint halt, und ich wüsste nicht, was Sie das angeht." Ich sage: "Wenn ein Kind schreit, geht mich das als aufmerksamer Mensch immer was an." Die Mutter dreht sich nach diesen Worten aprubt um, geht zum Wagen, macht die Tür auf, setzt sich in den Wagen, schlägt die Tür zu. Ich bin fassungslos. Lässt die Mutter das weinende Kind allein und tröstet es nicht. Ich rufe hinterher: "Gehen Sie wenigstens zu dem Kind und trösten es." Da geht die andere Frau zu dem Kind, nimmt es auf den Arm, geht mit ihm zum Wagen auf die andere Seite, steigt ein, ruft die anderen Kinder zu Einsteigen. Sie fahren los. Als sie weggefahren sind, stelle ich den Blumentopf, der zuvor auf den Mülltonnen gestanden hat, und stelle diesen mitten in den Car-Port, damit sie was zum Erinnern hat, wenn sie zurückkommt.
Auf dem Fenstersims der Hirschapotheke der Grossen Strasse irgendwann in diesem Jahr im Monat August:
Eine attraktive erotische Frau mit langem blonden Haar steht vor mir. Also nicht so richtig. Mehr in der Nähe dieser kleinen Karusell-Dingens. Neben ihr einer dieser hochgestylten Schäffer-Geschenkhaus - Buggies, darin ein Junge, der sehnsüchtig auf das Karusell schaut. Seine Schwester dreht sich munter auf dem daneben. Der Junge schaut und schaut. Die Mutter schaut ganz woanders hin, ist überfordert, wartet auf die Mutter, meint den Mann und Vater: "Die Mutter ist auch noch nicht da." Ich gehe zu ihr hin und sage: "Ich glaube, ihr Sohn will auf das Karusell." Sie sagt: "Das glaube ich auch." Sie holt ihn heraus, weiss nicht wohin. Währenddessen geht die Tochter wieder zu dem anderen Drehding. Die Mutter ist überfordert, fordert die Tochter auf: "Mach eine Pause, ich glaube du brauchst eine Pause." Nicht die Tochter braucht eine Pause, die Mutter braucht eine Pause. Andere kommen mit Kindern hinzu. Die Mutter sagt zur Tochter: Hör jetzt auf, lass andere auch mal. Die Tochter hat gerade erst angefangen, seit 2 sekunden. Die Mutter ist überfordert, unsicher, ihr Blick drückt Ärger aus, weil sie alleine und weil der Mann nicht kommt. Der Mann kommt. Die Kinder müssen sofort aufhören. Der Gesichtsausdruck der Kinder ist eine permanente Traurigkeit, kein Lächeln, keine Freude. Zwang, Unterwerfung und Gehorsam. Mir fällt auf, dass sie nicht wissen, was sie auf dem Drehding tun soll. Die Tochter lässt sich hängen und wartet auf das Wunder der Erlösung, das nicht kommen kann, da keine Liebe vorhanden ist, da Liebe vorgegaukelt wird. Die armen Kinder.
Eine sehr attraktive Frau und ein sehr attraktiver Mann - erotisch natürlich - sitzen und stehen am Rande des Spielplatzes. Die Frau - Mutter - hat ihr Kind auf dem Arm, während der Mann daneben sitzt und mit seinem auf ihn zulaufenden sechsjährigen Sohn spricht: "Was heulst du denn!" - Das Kind heult - Der Vater, attraktiv, erotisch, wohl nicht in der Intelligenz, herrscht das Kind an: Du sollst nicht heulen. (Du sollst nicht merken, dass du von mir vor langer, langer Zeit gezüchtigt wurdest, und du deshalb mit Sand nach anderen Kindern wirfst, als wäre ich das. Du willst also mich bestrafen?) "Heul ich etwa." Herrscht das Kind weiter an: "Heul ich etwa? Heult etwa dein Vater?" Ich schaue das Kind an und lächle ihm zu. Der Vater merkt dass ich aufmerksam bin. Er richtet sich auf in seiner attraktiven Unintelligenz, zieht das Kind zu sich heran, wischt ihm mit einem Tuch die Tränen weg und sagt unfreundlich: "Wenn du mit Sand nach anderen Kindern wirfst, dann musst du natürlich heulen." Das ist natürlich Bullshit-Verdrehung, um davon abzulenken, dass er eigentlich keine Zeit für das Kind hat. Die Mutter - attraktiv, erotisch, jung - steht daneben. Mit dem zweiten Kind auf dem Arm - und herrscht ebenfalls das heulende Kind an: "Hör endlich auf deinen Vater. Sei still." Das Kind hat nichts gesagt, es ist noch am Schluchzen, am Auf-Schluchzen, es versteht die Welt nicht mehr. Der Vater steht auf, geht mit dem Kind auf den Spielplatz über den Sand, um das Spielplatz-Rathaus herum. Ich folge mit dem Bike, verfluchter Sand, kann man ja nicht fahren. Der Vater und die Mutter schauen mir nach, was ich tue. Tja, so ist das, wenn man aufmerksam wird.
Auf einer Bank in der Nähe der Christus-Gemeinde irgendwann in diesem Jahr im Monat August:
Ich lese in Alice Miller. Ich höre ein Kind schreien. Ich klappe das Buch zu, stehe auf und fähre in die Richtung, wo das Kind schreit.
Ein Auto. Davor ein heulendes, schluchzendes Kind. Davor eine Frau. Dahinter ein Carport, ein Auto, eine weitere Frau, zwei weitere kleinere Kinder. Der Junge schreit und weint und will nicht aufhören. Die Mutter schreit ihn: Hör endlich auf. Als sie mich sieht, verstummt sie und versucht nonverbale Kommunikation mit dem Kind mit den üblichen Gesten: Strafender Blick, drohender Zeigefinger. Ich bleibe stehen. Der Mutter ist das nicht recht. Ich frage: "Was hat das Kind?" Die Mutter: "Es schreit halt." Solch eine intelligente Beschreibung eines hörbaren Zustandes habe ich auch noch nicht erhalten. Ich sage: "Ein Kind schreit und weint nicht ohne Grund." Die Mutter: "Es weint halt, und ich wüsste nicht, was Sie das angeht." Ich sage: "Wenn ein Kind schreit, geht mich das als aufmerksamer Mensch immer was an." Die Mutter dreht sich nach diesen Worten aprubt um, geht zum Wagen, macht die Tür auf, setzt sich in den Wagen, schlägt die Tür zu. Ich bin fassungslos. Lässt die Mutter das weinende Kind allein und tröstet es nicht. Ich rufe hinterher: "Gehen Sie wenigstens zu dem Kind und trösten es." Da geht die andere Frau zu dem Kind, nimmt es auf den Arm, geht mit ihm zum Wagen auf die andere Seite, steigt ein, ruft die anderen Kinder zu Einsteigen. Sie fahren los. Als sie weggefahren sind, stelle ich den Blumentopf, der zuvor auf den Mülltonnen gestanden hat, und stelle diesen mitten in den Car-Port, damit sie was zum Erinnern hat, wenn sie zurückkommt.
Auf dem Fenstersims der Hirschapotheke der Grossen Strasse irgendwann in diesem Jahr im Monat August:
Eine attraktive erotische Frau mit langem blonden Haar steht vor mir. Also nicht so richtig. Mehr in der Nähe dieser kleinen Karusell-Dingens. Neben ihr einer dieser hochgestylten Schäffer-Geschenkhaus - Buggies, darin ein Junge, der sehnsüchtig auf das Karusell schaut. Seine Schwester dreht sich munter auf dem daneben. Der Junge schaut und schaut. Die Mutter schaut ganz woanders hin, ist überfordert, wartet auf die Mutter, meint den Mann und Vater: "Die Mutter ist auch noch nicht da." Ich gehe zu ihr hin und sage: "Ich glaube, ihr Sohn will auf das Karusell." Sie sagt: "Das glaube ich auch." Sie holt ihn heraus, weiss nicht wohin. Währenddessen geht die Tochter wieder zu dem anderen Drehding. Die Mutter ist überfordert, fordert die Tochter auf: "Mach eine Pause, ich glaube du brauchst eine Pause." Nicht die Tochter braucht eine Pause, die Mutter braucht eine Pause. Andere kommen mit Kindern hinzu. Die Mutter sagt zur Tochter: Hör jetzt auf, lass andere auch mal. Die Tochter hat gerade erst angefangen, seit 2 sekunden. Die Mutter ist überfordert, unsicher, ihr Blick drückt Ärger aus, weil sie alleine und weil der Mann nicht kommt. Der Mann kommt. Die Kinder müssen sofort aufhören. Der Gesichtsausdruck der Kinder ist eine permanente Traurigkeit, kein Lächeln, keine Freude. Zwang, Unterwerfung und Gehorsam. Mir fällt auf, dass sie nicht wissen, was sie auf dem Drehding tun soll. Die Tochter lässt sich hängen und wartet auf das Wunder der Erlösung, das nicht kommen kann, da keine Liebe vorhanden ist, da Liebe vorgegaukelt wird. Die armen Kinder.
shiftdude22 - 20. Sep, 14:07